Leicht sinkende Strompreise 2026
Für das Jahr 2026 sinken die schweizerischen Strompreise in der Grundversorgung für Haushalte im Mittel (Median) leicht um rund 4 Prozent. Dies geht aus den Berechnungen der Eidgenössischen Elektrizitätskommission ElCom hervor. Ein typischer Haushalt bezahlt im kommenden Jahr 27.7 Rappen pro Kilowattstunde (Rp./kWh). Die Senkung um 1.3 Rp./kWh gegenüber dem Vorjahr ist auf tiefere Energiepreise zurückzuführen.
Per 31. August 2025 mussten die rund 590 Schweizer Netzbetreiber ihre Elektrizitätstarife für das nächste Jahr sowohl ihren Kunden als auch der ElCom bekannt geben. Mit den neuen Tarifen werden auch neue Tarifelemente eingeführt: Neben den bisher ausgewiesenen Netznutzungs- und Energietarifen, Abgaben an die Gemeinwesen, dem Netzzuschlag sowie der Stromreserve werden neu solidarisierte Kosten im Zusammenhang mit Anschlussverstärkungen und mit Überbrückungshilfen für Eisen-, Stahl- und Aluminiumproduzenten in Rechnung gestellt. Der Messtarif wird neu separat ausgewiesen. Er war bislang im Netznutzungstarif integriert, weshalb damit grundsätzlich keine neue Belastung für die Endverbraucher verbunden ist. Gemäss den Berechnungen der ElCom stellen sich die mittleren Stromtarife bzw. Tarifkomponenten (Medianwerte) für einen typischen Haushalt in der Schweiz mit einem Verbrauch von 4‘500 kWh (Verbrauchsprofil H4) wie folgt dar:
- Der Gesamttarif beläuft sich auf 27.7 Rappen pro Kilowattstunde (Rp./kWh) – das sind rund 1.3 Rp./kWh weniger als 2025. Auf ein Jahr gerechnet, entspricht dies einer Stromrechnung von 1’247 Franken (- 58 Fr.).
- Der Energietarif sinkt von 13.7 Rp./kWh auf 12.11 Rp./kWh (- 11.61 %).
- Der Netztarif sinkt zwar von 12.18 Rp./kWh auf 10.75 Rp./kWh. Allerdings werden die bislang enthaltenen Messkosten neu in einem separaten Tarif in Rechnung gestellt. Dieser beläuft sich für einen Haushalt auf 74.40 CHF/Jahr (bzw. 1.65 Rp./kWh bei H4). Insgesamt steigen damit die kombinierten Netz- und Messtarife gegenüber dem Vorjahr um 0.22 Rp./kWh.
- Der Netzzuschlag bleibt bei 2.3 Rp./kWh. Über das Übertragungsnetz werden ausserdem die Kosten für die sogenannte Stromreserve in Höhe von 0.41 Rp./kWh (Vorjahr: 0.23 Rp./kWh) sowie neu der Tarifzuschlag für solidarisierte Kosten in Höhe von 0.05 Rp./kWh verrechnet. Die Abgaben und Leistungen an die Gemeinwesen bleiben stabil bei 1 Rp./kWh.
Für die kleinen und mittleren Unternehmen in der Schweiz ergibt sich ein etwas anderes Bild: Die Energiepreise sinken ebenfalls, die Netzkosten inkl. Messkosten nehmen im Gegensatz zu den Haushalten ebenfalls leicht ab.
Bei den dargestellten Zahlen handelt es sich um Medianwerte. Tatsächlich aber variieren die Tarife innerhalb der Schweiz zwischen den Netzbetreibern zum Teil erheblich, was vor allem auf grosse Unterschiede bei der Energiebeschaffung (Anteil Eigenproduktion und Beschaffungsstrategie) zurückzuführen ist.
Gründe für die aktuellen Entwicklungen
Dass die Gesamttarife 2026 im Mittel leicht sinken, ist im Wesentlichen auf tiefere Energiepreise zurückzuführen. So dürften Beschaffungsverträge, die in den Jahren 2022 und 2023 noch mit ausserordentlich hohen Preisen abgeschlossen wurden, vielenorts auslaufen. Da die Grosshandelspreise im Vergleich zu den Jahren vor 2022 weiterhin relativ hoch sind, bleiben auch die Energietarife 2026 auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Daneben steigen in einer kombinierten Betrachtung für einen Haushalt die Netz- und Messtarife gegenüber dem Vorjahr an. Dies, obschon die Kapitalverzinsung für das Netz (sog. WACC) mit 3.43 % tiefer liegt als im Vorjahr (3.98 %), was einer Senkung von rund 120 Mio. Franken entspricht. Tiefere Tarife weist zudem Swissgrid auf, die Übertragungsnetzbetreiberin senkt ihre Tarife auf 1.42 Rp./kWh (Vorjahr: 1.71 Rp./kWh).
Neue Tarifmodelle ab 2026
Mit zunehmender dezentraler Stromerzeugung sowie wachsender Verbreitung von Elektromobilität und Wärmepumpen steigen die Anforderungen an die Stromnetze. Dynamische Tarife können zur verbesserten Netzauslastung und damit zur Reduktion des Netzausbaubedarfs beitragen. Zwar waren solche Tarifmodelle auch bisher nicht ausgeschlossen, neu aber sieht das Gesetz spezifische Rahmenbedingungen dafür vor. Ab 2026 führen daher Netzbetreiber vermehrt neue dynamische Tarifmodelle ein. Der Fokus dabei liegt auf den Netztarifen, während dynamische Energietarife eine Ausnahme bilden. Wie bei den anderen Tarifen orientiert sich die Tarifhöhe an den Kosten des Netzbetreibers. Im Sinne der Verursachergerechtigkeit haben sich allfällige Tarifvorteile für Endverbraucher mit dynamischen Tarifen an den erwarteten Kostenvorteilen des Netzbetreibers zu orientieren (Vermeidung/Verzögerung Netzausbau). Dabei sind die Tarife so auszugestalten, dass sie für ein Standardlastprofil einer Kundengruppe mit anderen Tarifen dieser Kundengruppe vergleichbar sind. Weiter bestehen besondere Anforderungen an die Transparenz und die Nachvollziehbarkeit der Tarife – auch im Rahmen der Rechnungsstellung. Schliesslich kann ein Netzbetreiber neu einen dynamischen Netznutzungstarif auch als Standardtarif festlegen. In diesem Fall aber muss er seinen Kunden mindestens einen Wahltarif ohne dynamische Tarifkomponente anbieten. Für 2026 hat bislang kein Netzbetreiber einen dynamischen Tarif als Standard festgelegt.
Quelle: ElCom