Coronavirus - Auswirkungen auf den Schweizer Bausektor
Die Geschäftslage im Schweizer Bausektor hat sich im April stark verschlechtert. Die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich KOF rechnet für 2020 mit einem Rückgang der realen Bauinvestitionen um -2%.
In einigen Regionen der Schweiz wurden die Baustellen zu Beginn des Lockdowns geschlossen. Diese Massnahmen führten zu Beginn des Lockdowns zu einer hohen Unsicherheit im Bausektor. Es war zeitweise unklar, ob die Baustellen landesweit geschlossen werden und wie streng und regelmässig sie inspiziert werden. Die Zahl der Kurzarbeitsanträge stieg in der Gesamtwirtschaft im April auf 1.8 Millionen. Im Baugewerbe lagen bis April für 51% der Beschäftigten Kurzarbeitsgesuche vor. Der Schweizer Durchschnitt liegt bei 36%. Der hohe Anteil der Gesuche im Baugewerbe könnte mit der grossen Unsicherheit betreffend Baustellenschliessungen zusammenhängen.
In allen Sektoren der Schweizer Wirtschaft hat sich die konjunkturelle Lage im April stark eingetrübt. Das KOF Konjunkturbarometer verzeichnete den stärksten monatlichen Rückgang seit Beginn der Berechnung des Indikators. Auch die Bauunternehmen wurden hinsichtlich der Wirtschaftslage pessimistischer. Der Geschäftslageindikator für das Baugewerbe sank im April auf 4 Punkte gegenüber 34 Punkten im März (saisonbereinigt). Am deutlichsten verschlechterte sich die Geschäftslage bei den Tiefbauunternehmen. Vorläufige Ergebnisse für den Mai deuten jedoch darauf hin, dass sich die Geschäftslage im Baugewerbe seitwärts bewegt hat, während sie im Verarbeitenden Gewerbe weiter rückläufig ist. Zudem haben sich die Erwartungen der Bauunternehmen hinsichtlich der Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten im Vergleich zum April wieder aufgehellt. Dies könnte ein Zeichen dafür sein, dass sich die Unsicherheiten, die zu Beginn des Lockdowns herrschten, etwas reduziert haben.
Der Rückgang im Bausektor ist jedoch weniger ausgeprägt als in den anderen Sektoren der Schweizer Wirtschaft. Zudem hat sich das Baugewerbe in den letzten Jahren sehr gut entwickelt, so dass die Bilanz der laufenden Geschäftslage trotz des Rückgangs immer noch im positiven Bereich liegt. Grosse Projekte verzögern sich aufgrund von Hygieneeinschränkungen, werden aber – nach aktuellem Wissensstand – trotzdem realisiert und der Auftragsbestand der Bauunternehmen ist solide. Die Prognose für den Bausektor wurde erheblich nach unten revidiert. Die KOF rechnet derzeit mit einem Rückgang der realen Bauinvestitionen um -2% im Jahr 2020, gefolgt von -1,4% im Jahr 2021. Die Rezession im Bausektor ist weniger stark ausgeprägt als in der Gesamtwirtschaft, aber die Erholung dürfte länger dauern. Besonders der industriell-gewerbliche Bau sowie der Wohnungsbau dürften leiden. Der Tiefbausektor könnte robuster sein – dank zwei Infrastrukturfonds, welche die Finanzierung der Schweizer Infrastruktur langfristig sicherstellen.