Bericht zum Übertritt von den Mittelschulen in die berufliche Grundbildung

Der Bundesrat hat am 19. September 2025 einen Bericht gutgeheissen, der den Übertritt von den Mittelschulen in die berufliche Grundbildung beleuchtet. Dieser Weg wird zwar eher selten gewählt, bietet aber Potenzial – sowohl für Jugendliche als auch für die Berufsbildung. Um diese Bildungswege besser bekannt zu machen und zu nutzen, sollen bestehende Informations- und Beratungsangebote gezielt weiterentwickelt werden.

Jährlich wechseln rund 3’500 Jugendliche vom Gymnasium oder einer Fachmittelschule in eine Berufslehre. Das entspricht etwa 4,6 Prozent aller Eintritte in die berufliche Grundbildung. Jugendliche mit gymnasialem Hintergrund interessieren sich dabei häufig für verkürzte oder angepasste Ausbildungen. Möglich macht dies das Berufsbildungsgesetz, das die Anrechnung bereits erbrachter Bildungsleistungen vorsieht. Programme wie Way-up verkürzen dementsprechend die Dauer der Lehre.

Ein Übertritt von der Mittelschule in die berufliche Grundbildung kann sowohl während als auch nach dem Abschluss erfolgen. Während Jugendliche nach einem Abbruch der Mittelschule oft in vollschulische Ausbildungen übertreten, entscheiden sich Maturanden nach erfolgreichem Abschluss ihrer Ausbildung häufiger für eine duale Lehre. Besonders beliebt sind dabei anspruchsvolle Berufe, bei denen ein direkter Einstieg mit verkürzter Ausbildungsdauer möglich ist (z.B. Kaufmann/-frau EFZ, Informatiker EFZ, Zeichner EFZ, Mediamatiker EFZ, Polymechaniker EFZ).

Der Bericht zeigt: Die bestehenden Strukturen zur Laufbahnberatung und Ausbildungsverkürzung – beispielsweise über Programme wie Way-up – bieten eine gute Grundlage, um Jugendlichen diesen Bildungsweg zu eröffnen. Der Bundesrat sieht zurzeit keinen unmittelbaren Handlungsbedarf auf Bundesebene. Erfahrungen aus dem Ausland, etwa aus Deutschland oder Österreich, zeigen zudem, dass eine übermässige Förderung solcher Übergänge auch Risiken birgt und die Berufsbildung schwächen statt stärken kann.

Damit die Unternehmen auch in Zukunft talentierte Jugendliche für die Berufsbildung gewinnen können, gibt es gemäss dem Bericht verschiedene Möglichkeiten zur gezielten Weiterentwicklung bestehender Angebote:

  • Stärkung der Berufs- und Studienwahlvorbereitung auf Sekundarstufe I und II
  • Verkürzung der beruflichen Grundbildung für Absolventen des Gymnasiums gemäss Bedürfnissen der Branchen
  • Prüfung von Massnahmen zur Förderung der Berufsbildung in den Kantonen

Der Bericht wurde in Erfüllung des Postulats 23.3663 von Nationalrätin Diana Gutjahr vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) verfasst. Grundlage bildeten ein Gutachten der Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung EHB sowie die Erfahrungen von Akteuren in Berufsbildung und Mittelschulen. Der Bericht liefert Analysen zur horizontalen Durchlässigkeit auf der Sekundarstufe II des Bildungssystems und zeigt auf, wie talentierte Jugendliche bestmöglich auf ihrem individuellen Bildungsweg unterstützt werden können.

Quelle: SBFI