Effizienz dank Digitalisierung

Dank der Digitalisierung lassen sich auch Arbeiten auf der Baustelle präziser und effizienter gestalten. Ein Bericht über Erfahrungen mit einer Robotik-Station.

Marco Steiner, Bereichsleiter bei der Firma Kull Elektro AG, ist offen für neue Technologien, sieht deren Vorteil und möchte sein Team und die Branche auch digital weiterbringen. Als in einem Büro-Umbauprojekt in Zürich eine komplexe Leuchten-Installation anstand, beantragte er bei der Geschäftsleitung den Kauf einer Robotik-Totalstation (RTS), um Installationsarbeiten einfacher ausführen zu können. Sie wurde dank Steiners guten Argumenten sofort bewilligt, und heute würde er sie nicht mehr hergeben. Zu gut sind seine Erfahrungen damit, über die er im nachfolgenden Interview für das EIT.swiss Magazin berichtet. Uns interessierte auch, wie die Mitarbeitenden mit dieser Technologie umgehen.

Für welche Arbeitsgebiete eignet sich die Robotikstation?

Ideal ist sie für die Montage von Leuchten oder Trassen. Die Platzierung von Befestigungspunkten ist damit viel effizienter als von Hand mit Massband und Spickschnur. Aber auch beim Einlegen kann die Station eine grosse Hilfe sein. Dort ist aber darauf zu achten, dass sie zum Einsatz kommt, bevor die Armierungseisen verlegt sind. Es braucht immer direkten Sichtkontakt von der Station zum entsprechenden Punkt. Je besser die Station positioniert werden kann, desto effizienter ist das Abstecken im Anschluss.

Wie wirkt sich die Arbeit mit der Station auf die Präzision aus?

Es gibt weniger Fehler, weil sie sehr genau arbeitet. Man muss nicht mehr mit dem Massband abmessen, rechnen usw. Man ist viel genauer und schneller. Der Laser hat auf Entfernungen bis zu 30 Meter eine Genauigkeit von 0,3 Millimetern.

Welche Weiterbildung war nötig?

Wir haben die Mitarbeitenden selbst geschult, bisher fünf Personen. Ich hatte zu Beginn einen regen Austausch mit dem technischen Bearbeiter von Building Point. Dabei war auch unser Enrico Zgraggen, ein 53-jähriger Monteur. Er hat das System schnell verstanden und sein Wissen anschliessend einem Lernenden weitergegeben. Die Erfahrungen sind sehr positiv.

Was hat zum Entschluss geführt, eine Robotik-Totalstation anzuschaffen?

Der Input kam von mir. Ich hatte die Möglichkeit, jemandem beim Einsatz einer RTS über die Schulter zu schauen. Und mir war sofort klar, dass wir selber eine kaufen müssen. Ich möchte die Mitarbeitenden bei ihrer Arbeit unterstützen, und ich möchte ihnen auch ein klares Signal geben, dass sich auch die Arbeit auf der Baustelle weiterentwickelt. Eine Robotikstation ist dafür ein sehr schönes Beispiel. Zudem wollen wir auch junge Leute für den Beruf begeistern und lassen sie deshalb mit modernster Technologie arbeiten.

Was hat die Anschaffung der RTS ausgelöst?

Für mich war in erster Linie die positive Perspektive wichtig sowie die Vorteile und Erleichterungen für die Mitarbeitenden. So haben sie auch mehr Spass bei der Arbeit. Wir haben gemerkt, dass wir die Station immer öfter nutzen, je mehr Erfahrung wir damit haben. Auch unsere Mitarbeiter machen Vorschläge, wie die Station eingesetzt werden könnte.

Ihr habt jetzt mehr Erfolg, seid schneller, und vieles wird einfacher. Das ist bestimmt ein Vorteil?

Genau. Wichtig ist, dass wir eine Checkliste haben, die wir abarbeiten können. Man kann sich systematisch über die gesamte Fläche durcharbeiten und weiss, was zu tun ist. Das Änderungs- und Nachtragsmanagement ist auch einfacher, weil die Abweichungen im Verlauf des Projekts gleich vor Ort am Objekt sichtbar sind 

Wie viele Stationen besitzt ihr heute?

Eine solche Station gehört heute zur Grundausrüstung einer Firma. Wir haben entschieden, vorerst bei einer Station zu bleiben und zu schauen, in welchen Bereichen wir sie gewinnbringend einsetzen können. Sie wird jeweils nur kurz auf einer Baustelle gebraucht und steht dann bereits für den nächsten Arbeitsort zur Verfügung.

Denkt ihr heute digital?

Ja und nein. Es hängt etwas von den Aufgabengebieten ab. Der Laser gibt uns die Möglichkeit, digital zu denken und zu arbeiten. Unsere Erfahrung zeigt, dass die Revisionspläne zum Beispiel nach wie vor auf Papier gezeichnet werden. Das macht Sinn, weil verschiedene Leute daran arbeiten, und sie sollen ihre Inputs direkt auf die Pläne übertragen können. Auch der Planer erwartet, dass er einen Papierplan bekommt, mit dem er eine saubere Revisionsplanung machen kann. Um auf die Frage zurückzukommen: Wir denken hybrid und wählen, was zur Aufgabenstellung passt. Dieses Vorgehen finden wir am zielführendsten.

Wie hat die Robotikstation eure Arbeitsweise und eure Projekte beeinflusst?

Das Ziel beim Einsatz dieses Lasers ist, die Arbeiten besser vorbereiten, planen und ausführen können, egal, ob in komplexen oder einfachen Projekten. Bei der digitalen Arbeitsvorbereitung müssen allerdings einzelne Details bereits in der Planungsphase exakt definiert werden. Dieses Vorgehen erfordert deshalb, dass die involvierten Parteien wie Ingenieurbüros oder Bauherren uns die Pläne früher zur Verfügung stellen. Sowohl Planer als auch Bauherrschaften sind es noch nicht gewohnt, so frühzeitig solche detaillierten Informationen zu liefern oder sich bei den Details zu entscheiden.

Das heisst, ein solches Vorgehen verändert den Prozess?

Wenn wir mit der Robotikstation arbeiten, erzeugen wir einen gewissen Druck auf die Gegenseite, frühzeitig klar zu definieren, was genau gefordert ist.

Was sind die Grenzen der Digitalisierung? Machen die Planer etwas für euch?

Nein, aus meiner Sicht zu wenig. Theoretisch könnten sie dies, aber praktisch machen es nur wenige. Ich sehe die Qualität der Pläne jetzt viel genauer als vorher, als es nur Papierpläne gab. Ich rede nicht davon, ob ein Schalter in der Mitte der Wand ist, sondern von der Skalierung der Pläne, von der Architektur bis zum Elektroteil. 

Die digitale Planung ist also präziser?

Das ist richtig, sonst wird es schwierig für beide Seiten. Eigentlich ist dies keine neue Aufgabe, Fehler kommen einfach schneller zum Vorschein. Man kann nicht nur das Medium wechseln und denken, alles bleibe gleich. Von analogem Papier zu digitalen Daten braucht es auch einen Wandel im Prozess und einen bei den Mitarbeitenden. Einheitliche Architektur- und Elektropläne mit einheitlichen Referenzierungspunkten sind essenziell. Hier gibt es noch Potenzial in der Umsetzung oder in der Definition von Regeln oder Richtlinien.

Liegen die Pläne, über die wir sprechen, in 2D oder 3D vor?

Für Arbeiten wie Lampen- und Trasse-Montage reicht im Moment 2D.

Aber in der Arbeitsvorbereitung ist es ein Mehraufwand?

Man sollte nicht sagen, dass es mehr Aufwand ist, sondern sehen, dass es ein Hilfsmittel ist, wie ein Massband. Es ist eine Verschiebung der Dienstleistung. Effektiv sind wir schneller, weil der Mann auf der Baustelle genau weiss, wie er den Kanal installieren muss, und dementsprechend schneller in der Ausführung ist.

Wären Standards oder Richtlinien für euch hilfreich?

Es ist schwierig, für alle Elektroinstallationsunternehmen zu sprechen, aber wer mit der Zeit geht, wird sich früher oder später einen solchen Laser anschaffen. Der Bedarf auf der Unternehmerseite nach Plänen in einer gewissen Qualität wird deshalb sicher immer grösser. Wenn man frühzeitig die Anforderungen und Schnittstellen definiert, kann man effizienter arbeiten. Wenn man erkennt, dass dieselben Probleme immer wieder auftreten, kann man sie standardisieren und so die Arbeit für alle Beteiligten erleichtern.

Die Zusammenarbeit zwischen Installations- und Planungsfirmen wird also wichtiger?

Ja, es ist wichtig, dass Planungsunternehmen und Ausführende enger zusammenarbeiten und ihre Anforderungen frühzeitig kommunizieren. So können Standards entwickelt werden, die die Effizienz und Qualität der Projekte verbessern.

Mit welchen Investitionskosten muss man rechnen, wenn es um die RTS-Station geht?

Wir bezahlen jährlich einen Beitrag für die Software-Lizenzgebühren. Die Anschaffungskosten im kleinen fünfstelligen Bereich sind je nach Ausrüstung und Zubehör überschaubar. Eine Amortisation ist innerhalb von drei Jahren gut möglich.

Was geschieht, wenn ein Gerät kaputt geht?

Wir haben Partnerunternehmen, das uns aushelfen würden, oder wir fragen beim Händler nach einem Ersatzgerät.

Welche Fehler sollten andere nicht machen, die ihr gemacht habt? Oder habt ihr gar keine gemacht?

Es gibt immer Fehler, die man vermeiden sollte. Erwähnenswert wäre hier das Akku-Management. Man muss das Tablet und die Akkus jeden Abend aufladen, weil sie sonst am nächsten Tag nicht einsatzbereit sind. Wichtig ist auch, allen zu kommunizieren, dass man mit einem solchen Gerät arbeitet, und ihnen ggf. auch transparent einen Einblick in diese Arbeitsweise zu geben. Dies verstärkt das Verständnis und optimiert den Ablauf. Dabei geht es um Layerstrukturen, Referenzpunkte und Skalierungen.

Gibt es andere Initiativen zur digitalen Transformation in eurer Unternehmung, ausser der RTS?

Ja, wir haben zum Beispiel die gesamte Zeiterfassung sowie das Regierapportwesen digitalisiert. Bei uns gibt es keinen Papierkram mehr, ausser der Kunde wünscht es. Wir haben ein digitales Tool, das sehr geschätzt wird und notwendig geworden ist. Solche Systeme bergen aber auch Risiken, weil man Backup- oder Rückfallebenen benötigt, falls es Ausfälle gibt.

Autor: René Senn, erschienen im Magazin 03/2024