Die Zeichen der Zeit erkannt

Die Frühlings-Delegiertenversammlung des VSEI wird jeweils dazu genutzt, das vergangene Jahr nochmals Revue passieren zu lassen. So auch am 25. April 2019 in Bern. Der Blick zurück zeigt: Die Zeichen der Zeit wurden erkannt, die Herausforderungen angenommen und die Arbeiten für eine erfolgreiche Zukunft weiter vorangetrieben.

Zentralpräsident Michael Tschirky eröffnete die Delegiertenversammlung mit einem Thema, das den Verband die vergangenen Monate intensiv beschäftigt hatte: Seine Neuausrichtung. Dazu gehörte unter anderem die Vernehmlassung der Statuten- und Reglementsentwürfe, die im November 2018 zu Ende ging. Michael Tschirky nutzte die Gelegenheit, um die wichtigsten Änderungen nochmals zusammenfassen. Dazu gehören, dass die Stauten mit der Revision verschlankt, vereinfacht und modernisiert und neue und transparente Reglemente geschaffen werden. Die Revision ermöglicht es zudem, dass die Aktivmitgliedschaft künftig für alle jene Berufsgruppen geöffnet wird, die der Verband selber ausbildet. Durch die Schaffung von Fachbereichen soll diese Entwicklung im Verband abgedeckt werden. Tschirky erläuterte auch die Hintergründe zum geplanten Namenswechsel: Damit soll die Öffnung gegen aussen sichtbar gemacht werden. Dabei war sich der Zentralvorstand bewusst, dass das nicht einfach wird. „Zum einen sind Namen „Geschmackssache“, zum anderen wird die Notwendigkeit für den Namenswechsel nicht von allen Mitgliedern verstanden“, meinte Tschirky dazu. Und dennoch: Die Aktivmitglieder, die an der Urabstimmung teilnahmen, haben sich klar entschieden. An der kommenden Generalversammlung wird den Mitgliedern zusammen mit dem Statutenentwurf der Name EIT.swiss als neuer Verbandsname zur Genehmigung unterbreitet. Tschirky betonte, dass dieser Schritt für den Verband wichtig ist, damit er seine Vision, der führende Vertreter der Gebäudetechnik, zu werden, erfüllen kann. Dabei gehe es aber nicht um die Konkurrenzierung von suissetec oder die Aufnahme von Berufen ausserhalb des eigenen Gewerbes. Es gehe vielmehr um eine Bündelung der Kräfte innerhalb der Elektrobranche, um so gegenüber den Sozialpartnern und der Politik mehr Einfluss zu haben. Gerade gegenüber der Politik, so Tschirky, sei es wichtig, mehr Schlagkraft zu entwickeln. Zur Illustration nannte er einige Beispiele der politischen Arbeit. Dazu gehörte die von FDP Nationalrat Matthias Jauslin eingereichte Interpellation der Verflechtungen von ESTI und electrosuisse, der Einsatz für eine Änderung des Beginns der Sommer-RS beim Ständerat oder die im Namen der GAG von bauenschweiz eingereichte Stellungnahme zum CO2-Gesetz zur Verlängerung des Gebäudeprogramms. Diese Arbeit beschränkt sich allerdings nicht nur auf das Parlament, sondern braucht es auch bei der Zusammenarbeit mit der Verwaltung. Wie wichtig das ist, zeigte sich in den vergangenen Monaten in Sachen NIV. Aufgrund der Kritik an der neuen Regelung betreffend Meldepflicht setzte sich der VSEI in der Kommission NIV-ERFA für eine Rückkehr zur alten Regelung ein. Und das mit Erfolg: Das ESTI erliess eine Ausnahmeverfügung, die seit dem 5. Februar 2019 in Kraft ist. Tschirky schloss seinen Bericht mit einem kurzen Update betreffend das Informationssystem Allianz Bau ISAB. Dieses wurde den Delegierten im November ausführlich vorgestellt. Nun wurde auch die Öffentlichkeit über ISAB informiert. Bis das System flächendeckend angewendet werden kann, braucht es allerdings noch Zeit.

Thomas Baumann, Präsident der Betriebswirtschaftlichen Kommission (BWK) präsentierte die bearbeiteten Themenschwerpunkte des Jahres 2018. Er berichtete unter anderem über die strategische Arbeitsgruppe, die sich erneut mit der Problematik der tiefen Deckungsbeiträge auseinandersetzte. Thomas Baumann stellte dabei fest, dass es seit seiner 16-jährigen Tätigkeit in der BWK bis heute nicht gelungen sei, der Branche zu höheren Deckungsbeiträgen zu verhelfen. Auch die aktuellen Zahlen des Betriebsvergleichs, das mangelnde Interesse an betriebswirtschaftlichen Seminaren oder die nicht fachgerechte Handhabung des ausgebauten Normen-Positionen-Katalogs stimmen die Mitglieder der BWK derzeit wenig optimistisch. Nichtsdestotrotz will sich die BWK weiterhin für eine Verbesserung der Situation einsetzen. Sie will die Vor- und Nachkalkulation mit zusätzlichen Hilfsmitteln verbessern, die Thematik BIM stärker in den NPK einbeziehen und dafür sorgen, dass sich Unternehmen künftig stärker mit BIM auseinandersetzen. Abschliessend erinnert Thomas Baumann die Anwesenden daran, dass sie sich vom „ruinösen Preiskampf“ fernhalten sollen. „Noch selten“, so Baumann, „ist eine Unternehmung mangels zu wenig Arbeit Konkurs gegangen, jedoch einige wegen zu tief kalkulierten Angeboten“.

Im Bereich Berufsentwicklung, das zeigte der Bericht von Patrick Bossard, Präsident der Berufsbildungskommission BBK, hat sich in den vergangenen Monaten einiges getan. So wurden die Grundbildungen mittlerweile alle in den nationalen Qualifikationsrahmen NQR eingestuft: Die dreijährige Grundbildung Montage-Elektriker/in EFZ wurde auf Niveau 4, die vierjährigen Grundbildungen auf Niveau 5 eingestuft.  Aus Sicht der BBK ist das eine gute Voraussetzung für das Projekt BiVo2020+. Zudem können die Arbeiten für die Grundbildung im Bereich Gebäudeinformatik (BeGIN) starten. Der Vor-Ticket-Entscheid des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) kennzeichnete das Ende der „langen Wirren“ und den Startschuss der Zusammenarbeit von ICT Berufsbildung und VSEI. Geplant ist ein modularer Aufbau, der auch als Basis für die anderen Grundbildungen dienen soll. Ein entsprechendes Konzept soll im Herbst 2019 in die Vernehmlassung geschickt werden. Das Konzept wird voraussichtlich auch eine zweijährige Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) beinhalten. Die EBA ist in der Branche umstritten. Patrick Bossard erinnerte deshalb daran, dass der Widerstand auch bei der Grundbildung Montage-Elektriker/in EFZ gross war. Sie habe der Grundbildung aber keineswegs geschadet. Bossard meinte dazu: „Wir sollten allen begabten und engagierten Jugendlichen eine Möglichkeit bieten, in unserer Branche Fuss zu fassen.“ Die Branche brauche schliesslich Fachkräfte und zwar für einfache und komplexe Arbeiten. Deshalb sei es notwendig, teilweise neue Wege zu beschreiten. Ohne Veränderung und Innovation bleibe die Branche stehen.

Um Innovation und Veränderung ging es auch im Bericht vom Silvan Lustenberger, dem Präsidenten der Kommission für Technik und technische Entwicklung (KTE). Die KTE beschäftigte sich nicht mit der Veränderung als solches, sondern vielmehr mit der Geschwindigkeit, wie diese von statten geht. Im Bereich der Gebäudesystemtechnik setzten sich die Mitglieder der KTE mit der Industrie 4.0 und dem Internet der Dinge (IoT) auseinander. So diskutierten sie die Entwicklung der Geschäftsmodelle von Elektroinstallationsunternehmen, die den gesamten Wertschöpfungsprozess ähnlich bei einem nach Mass angefertigten Regal digital und online darstellen. In Zusammenhang mit den Entwicklungen in der Kommunikationstechnik rief Silvan Lustenberger die anwesenden Unternehmer dazu auf, ihre zukünftigen Tätigkeitsgebiete zu definieren und die Mitarbeitenden entsprechend aus- und weiterzubilden. Der Bereich Energietechnik ist durch eine Vielzahl energieeffizienter Produkte gekennzeichnet. Aus Sicht der KTE geht es heute deshalb nicht mehr um die Produkte, sondern um ihren Einsatz und ihre Vernetzung. Zur Illustration dafür wurden die Eigenverbrauchsgemeinschaften erwähnt. Es brauche Kreativität und Offenheit für neue Formen der Nutzung von ökologisch und ökonomisch erzeugter Energie. Lustenberger schloss seine Tour d’Horizon über die technologischen Entwicklung mit den Worten „Das Normale jeder echten Veränderung, ist die Veränderung des Normalen“.