Folge 3: Zurück ins Leben

Trotz aller Mühen und Vorsicht, ein Arbeitsunfall kann nie ausgeschlossen werden. In dieser Serie stellt die electrorevue Ihnen den Fall von Roman Pulvermüller vor. In vier Folgen beleuchten wir den Fall von verschiedenen Seiten, um Ihnen zu erläutern, was nach einem solchen Unfall geschieht.

Nach der Reha gilt es für Roman Pulvermüller sich im Leben wieder zurecht zu finden. Ein Berufsberater der IV Stelle Zürich begleitet ihn vor und während der Umschulung. Der junge Mann schnuppert in diversen Berufen im Brüggli, Romanshorn. Die Institution engagiert sich für Menschen mit körperlichen und psychischen Schwierigkeiten und bietet gleichzeitig vielseitige Ausbildungsmöglichkeiten an. Sein Entscheid fällt auf eine Weiterbildung zum Fotografen. Diese absolviert er an der GBS, St. Gallen. Nach Abschluss mit Diplom folgen erste Orientierungsversuche. Ein halbjähriger Arbeitseinsatz in einem Fotostudio, stets betreut und begleitet von der IV, zeigen Pulvermüller seine eigenen Grenzen auf. Er muss sich die psychischen und physischen Limiten eingestehen. Dies vor allem auch zum Schutz von dem, was an vorderen Extremitäten noch vorhanden ist.

Im Sommer 2016 werden von der Suva und der IV eine Rente von 68% gesprochen. Trauer bekommt Platz. Zweieinhalb Jahre Psychotherapie helfen zu verstehen und zu verarbeiten. Es gilt Trauer zuzulassen und das neue Körperbild anzunehmen. Und auch zu realisieren, dass alles viel mehr Zeit braucht als Roman Pulvermüller lieb ist.

Vom ersten Unfalltag an, steht Roman Pulvermüller eine Case Managerin bei der Suva zur Seite. Sie ist für alle Anliegen die erste Anlaufsperson, nimmt Rücksprache mit Ärzten, regelt, organisiert und übernimmt aktuelle und zukünftige Behandlungen. Denn: die medizinische Versorgung wird zeitlebens anhalten und ist von der Suva gedeckt.

Zum Arbeitgeber ist der Kontakt allmählich abgeflaut. Das Arbeitsverhältnis wurde 2012 im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst. Zu einem späteren Zeitpunkt hatte Roman Pulvermüller seinem damaligen Chef einen Brief geschrieben, dass er sich nicht schuldig fühlen müsse. Nach all den schweren Jahren ist es Roman Pulvermüller ein Anliegen im Heute weiterzugehen und sich nicht mehr ausschliesslich mit seiner Geschichte zu identifizieren. Heute ist Roman Pulvermüller nicht erwerbstätig. Er arbeitet aber nebenberuflich immer wieder mal als Fotograf. Es geht ihm gut.

Die Redaktion der electrorevue dankt Roman Pulvermüller herzlich. für seine Offenheit. Der junge und starke Mann hat uns Einblick in das dunkle Kapitel „Arbeitsunfall“ gewährt und uns mit seiner Geschichte tief beindruckt und Mut gemacht.